Xerox und die vertauschten Ziffern

Die Meldung hat Anfang August einige Wellen geschlagen: beim Scannen von Dokumenten mit Multifunktionsgeräten von Xerox können Ziffern vertauscht werden. Das Schlimme daran ist, dass die Vertauschung von ähnlichen Ziffern wie 6 und 8 so subtil passiert, z.B. bei sehr klein gedruckten Zahlen, dass die Fehler in den meisten Fällen unentdeckt bleiben dürften. Außerdem: welcher „normale“ Anwender, der ja nicht wissen muss (und will), wie im Detail das Scanverfahren der Geräte funktioniert, würde im Leben damit rechnen, dass solche Fehler auftreten können? Handelt es sich doch vermeintlich um einen identischen Abzug des Originals, nur eben nicht als Papierkopie ausgegeben, sondern als elektronisches PDF-Dokument.

Doch die Technik dahinter sieht anders aus, denn beim Scannen in das PDF-Format kommen sogenannte Kompressionsverfahren zum Einsatz, die für kleine Dateigrößen sorgen. Dabei werden bestimmte, im Bild häufig wiederkehrende Muster beim Scannen nur einmal gespeichert und bei der Rekonstruktion des komprimierten Bildes mehrfach wiederverwendet und an ähnlichen Stellen wieder eingefügt.

Dies wurde im Fall Xerox zunächst auch als Ursache für die Fehler vermutet, so dass die Empfehlung lautete, die Geräte auf die Standardeinstellungen zurückzusetzen und dadurch die Kompressionsverfahren auszuschalten. Das führte tatsächlich auch zu einer Reduzierung der Fehler – nicht aber zur vollständigen Behebung.

Xerox hat inzwischen reagiert und stellt nach und nach Patches für die betroffenen Geräte zur Verfügung, die den fehlerhaften Austausch von Zeichen in allen Qualitätsstufen ausschalten. Welche Auswirkungen die Fehler haben, lässt sich noch gar nicht absehen. Sicher scheint aber, dass der Fehler seit ca. acht Jahren in den Xerox-Multifunktionsgeräten vorhanden ist – und diese Geräte stehen weltweit in Finanzämtern, Apotheken, Architekturbüros und, und, und. Nicht auszudenken, wenn es so z.B. zu falschen statischen Angaben oder Medikamentendosierungen gekommen ist.

Unklar ist noch, ob Xerox von diesem Zeichenersetzungsfehler wusste, hier widersprechen sich die Angaben in der Berichterstattung. Wenn ja, warum wurde nicht schon längst ausgebessert? Wenn nein, wie ist es um die Qualität der Softwaretests im Hause Xerox bestellt?

Wichtig zu wissen: das bei den Xerox-Geräten eingesetzte Kompressionsverfahren ist ein Industriestandard und wird auch von anderen Herstellern eingesetzt. Theoretisch können also auch bei anderen Geräten und kritischen Dokumenten mit sehr kleinen und schlecht lesbaren Schriften diese Zeichenersetzungsfehler beim Scannen auftreten. Experten empfehlen daher bei wichtigen Dokumenten generell mit einer Auflösung von mindestens 300 dpi zu scannen und die Qualität für PDF auf „hoch“ zu stellen. Beim Kopieren und Faxen mit den Multifunktionsgeräten droht hingegen keine Gefahr.